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In der Hundeerziehung und im Training wird größtenteils mit Worten gearbeitet – doch verstehen Hunde überhaupt Wörter? Und wie kann ich meinem Hund Wörter beibringen?
Zum Ersten – Nein! Hunde verstehen keine Wörter. Wie es trotzdem sein kann, dass sie auf unsere Worte reagieren und oft den Anschein machen, als wüssten sie, was wir sagen, ist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren, welche ihr im Bild sehen könnt.
Wie die meisten Tiere kommunizieren Hunde von Natur aus hauptsächlich über die Körpersprache. Deshalb achten sie auch bei uns Menschen als erstes darauf, selbst wenn wir gar nicht bewusst mit unserem Körper kommunizieren. Hunde verstehen Körpersprache von Natur aus, das müssen wir ihnen nicht beibringen. Nur müssen wir oft selbst lernen, unsere eigene Körpersprache zu beherrschen, weil wir dem Hund oft versehentlich etwas mitteilen, was wir eigentlich nicht sagen wollten. Wenn wir lernen unsere Körpersprache kontrolliert zu nutzen, können wir den Hund in seiner Sprache, ohne Worte, lenken.
Beispiel für ungewollte Körpersprache: Den Hund rufen und sich dann nach vorne über ihn beugen, um die Leine zu befestigen à Das über den Hund beugen ist eine Drohhaltung, gerade wenn man es eher hektisch tut, um den Hund schnell an die Leine zu nehmen. Viele Hunde reagieren darauf, indem sie auf Rufen des Besitzers zwar zuerst herankommen, aber ab den letzten Metern beginnen den Besitzer zu meiden und auszuweichen.
Beispiel für bewusst eingesetzte Körpersprache: Blocken – z.B. Wenn man mit Hund durch eine Tür gehen will, dem Hund beim Öffnen der Tür so im Weg stehen, dass er nicht zuerst durchlaufen kann, und einem den Vortritt lassen muss
Um die Körpersprache gezielt zu nutzen, müssen wir sie uns viel bewusster machen. Für den Hund sagt es schon etwas aus, ob du vor, neben oder hinter im stehst. Ob dein Gang selbstbewusst, angespannt oder kraftlos ist. Ob du liegst, sitzt oder stehst. Sind deine Bewegungen hektisch, zaghaft oder bestimmt? Dies und viel mehr kann für den Vierbeiner einen großen Unterschied machen.
Doch nicht nur die Sprache des Gesamtkörpers können Hunde lesen. Auch Gesten, wie beispielsweise auf etwas zeigen, wenn der Hund darauf springen soll oder einladende Handbewegungen, wenn der Hund zum Beispiel durch die Tür gehen soll, verstehen Hunde sehr schnell und meist ohne, dass wir es Ihnen absichtlich beibringen.
So kann man Hunden auch gut Kommandos über Handzeichen beibringen, weil sie sich diese schneller und einfacher merken als Worte. Normalerweise bringt man aber Kommandos bei, in dem man den Hund mit der Hand in die gewünschte Position führt und dann das Kommandowort, wie „Sitz“ sagt. Der Hund wird so zwar schnell lernen, dass er sich bei dieser Handbewegung hinsetzen muss, aber dafür dauert es umso länger, bis er lernt, sich beim bloßen Wort „Sitz“ hinzusetzen. Das hängt mit den nachfolgenden Punkten zusammen, die in den kommenden Beiträgen erklärt werden.
Der Kontext wird von vielen Hundehaltern unterschätzt, dabei wird er vom Hund nach der Körpersprache als nächstes bewertet. Der Kontext bezeichnet das ganze „Drumherum“, also alles, was sich nicht direkt zwischen Hund und Besitzer abspielt.
Das WO spielt dabei eine große Rolle. Viele Hunde befolgen Kommandos unterschiedlich gut, je nach dem, ob sie sich zu Hause, in der Hundeschule, auf der bekannten Gassistrecke oder an einem fremden Ort befinden. So können beispielsweise viele Hunde auf dem Hundeplatz wunderschön „Fuß“ laufen, während sie dies in Alltagssituationen überhaupt nicht oder nur ansatzweise umsetzen. Auch der Zeitpunkt spielt eine Rolle. So kann es sein, dass der Hund zur üblichen Gassizeit an der Tür parat steht, sobald man die Schuhe anzieht, zu einer anderen Uhrzeit aber einfach weiterschläft. Genauso kann es sein, dass der Hund direkt beim Schuhe anziehen schon hibbelig wird – hier hat der Hund den Kontext „anziehen“ generell mit Gassi verknüpft.
Viele werden schon die Erfahrung gemacht haben, dass der Hund besser hört, wenn man allein ist, als wenn andere Personen oder Hunde anwesend sind, oder dass manche Verhaltensweisen nur in Anwesenheit bestimmter Personen gezeigt werden. Auch das ist Kontext. Hunde können auch zeitliche Abfolgen in Kontext setzen, so wie viele zum Beispiel wissen, dass nach dem Geräusch des Autos in der Einfahrt die Haustür geöffnet wird und der Besitzer hereinkommt.
Ein paar Beispiele zum Verständnis:
Nach dem Spazieren gehen gibt es immer Futter à der Hund ist nach dem Spazieren gehen hibbelig und aufgeregt bis er sein Futter bekommt
In der Hundeschule wird immer zuerst „Sitz“ und dann „Platz“ geübt à Wenn du ausnahmsweise mal zuerst „Platz“ üben willst, wird der Hund sich mit Sicherheit erstmal hinsetzen
Aber auch in positiver Form:
In der Hundeschule müssen die Hunde immer Fuß laufen à Der Hund läuft Fuß, sobald man das Gelände betritt
Nach dem Anleinen gibt es immer ein Leckerlie à der Hund kommt zum Besitzer, sobald dieser die Leine in der Hand hat
Wenn wir dies wissen und verinnerlicht haben, können wir den Kontext auch ideal im Alltag und Training nutzen, denn diese Zusammenhänge wird der Hund schneller verstehen als verbale Signale. So kann ich zum Beispiel den Hund darauf trainieren, dass er zu mir kommt, wenn ein anderer Hund entgegenkommt, anstatt dann, wenn ich rufe. Oder dass er sich hinsetzt, sobald ich die Futterschüssel in die Hand nehme. In vielen Alltagssituationen sind Wortkommandos also unnötig, einfacher und schneller kann man dem Hund auch simpel „wenn x passiert, machst du y“ beibringen. Solche Relationen zu setzen, ist genau wie das verstehen von Körpersprache etwas, was der Hund von sich aus kann. Viel schwieriger ist es ihm beizubringen, auf genaue Wortlaute zu achten. Aber dazu kommen wir nun!
Nun kommen wir zum ersten Punkt, der die verbale Kommunikation betrifft. Ruft euch hier also ins Bewusstsein, dass euer Hund bevor er euer gesprochenes Wort überhaupt hört, schon zwei andere Signale, also Körpersprache und Kontext, wahrgenommen hat, die beeinflussen, wie der Hund auf das gesprochene Wort reagiert.
Die Intonation, also die Betonung der Worte, gehört zu den Kommunikationssignalen, die der Hund bereits früh, ohne dass wir es ihm beibringen, bewerten kann. Er lernt dies einfach aus dem Zusammenleben mit uns, aus Erfahrungen und dem Zusammenhang mit der Körpersprache.
Zur Intonation gehört vor allem die Lautstärke (laut/leise) und die Klangfarbe (hohe oder tiefe Stimmlage). Aber auch Betonung, Sprechtempo und Sprechpausen spielen eine Rolle.
Für die Kommunikation mit dem Hund heißt das also, dass man viel mehr Wert auf die Betonung legen sollte als nur auf das Wort an sich. Möchte man dem Hund etwas verbieten, sollte man das „nein“ oder „aus“ auch in einem scharfen Ton aussprechen. Will ich ihn mit Worten belohnen, ist es sinnvoll das in hoher und freudiger Stimmlage zu tun. Wenn ich in monotoner, emotionsloser Stimmlage „nein“ sage, wenn der Hund grade meine Socken fressen will und in derselben Stimmlage später „fein“ sage, wenn er grade brav Sitz gemacht hat wird der Hund absolut keinen Unterschied feststellen und nicht verstehen, was wir von ihm wollen.
Aber nicht nur Belohnung und Bestrafung kann man durch die Stimmlage unterscheiden. Viele Hunde tun sich schwer damit, die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ zu unterscheiden (wieso, dazu kommen wir noch). Um das Problem zu vermeiden, können wir von vornherein die Wörter unterschiedlich betonen, also zum Beispiel „Sitz“ in einer höheren Stimmlage und „Platz“ mit tieferer Stimme. So wird die Unterscheidung wesentlich einfacher.
Aus dem Zusammenspiel zwischen Intonation, Kontext und Körperhaltung kann der Hund außerdem erkennen, ob er gerade angesprochen wird oder nicht. Daher ist es unwichtig sich absichtlich Kommandowörter zu suchen, die man im Alltag nicht benutzt. Du kannst dich beim Spazierengehen mit einer anderen Person unterhalten ohne, dass dein Hund darauf reagiert. Wenn du ihn dann gezielt ansprichst und sich deine Tonlage ändert, weiß dein Hund, dass es nun um ihn geht.
Hunde können oft vermeintliche Kommandos, indem sie jedoch nur die Stimmlage deuten. Viele Welpenbesitzer freuen sich zum Beispiel, wie gut der Welpe auf den Rückruf hört. Die meisten Welpen kommen allerdings aus Neugier, sobald man mit hoher, quietschender Stimme redet – was man bei Welpen eben meistens tut. Wenn man dazu am besten noch in die Hocke geht, hat man den vermeintlichen Rückruf. Nur hat der Hund dabei noch lange nicht das Wort gelernt, und die meisten würden kommen, egal ob man „hierher“ oder „Schnitzel“ ruft. Wenn der Welpe zum Junghund wird, reicht die Quietschestimme oft nicht mehr aus, um den Hund von seiner Umwelt abzulenken. Viele denken nun, der Hund wäre in der Pubertät und ignoriert deshalb den Rückruf. Die meisten Hunde haben ihn zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nie gekonnt. Denn bis der Hund ein Wort mit einer Aktion verknüpft benötigt es in der Regel über 1000 Wiederholungen.
Fallen dir Beispiele ein, wo dein Hund mehr auf die Betonung, als auf das Wort selbst reagiert? Schreib es doch gerne in die Kommentare, wir sind gespannt auf eure Erfahrungen!
Wie in den vorherigen Beiträgen schon erwähnt: Hunde kennen keine Sprache und sie verstehen keine Wörter. Hier wollen wir erklären, wieso es aber oft den Eindruck macht es wäre so. Die Grafik zeigt die 5 Faktoren, die dazu beitragen, dass der Hund uns versteht, in der Reihenfolge, in der Hunde sie bewerten. Erst als vorletzten Punkt, und als ersten Punkt, der überhaupt das Wort an sich betrifft, erkennt der Hund die Wortlänge.
Hunde können gut zwischen Einsilbigen Wörtern wie „Sitz“, “nein“, „aus“ und zweisilbigen Wörtern wie „hierher“, „Gassi“ oder „Pfötchen“ unterscheiden.
Bei Wörtern, die mehr Silben besitzen, tun Hunde sich bereits schwer. Die typischen Kommandos für Hunde haben daher nur 1 oder 2 Silben, und auch bei Hundenamen sollte man sich bemühen, dass sie möglichst kurz sind.
Angenommen, alle vorherigen Faktoren, also Körpersprache, Kontext und Intonation sind gleich, achtet der Hund priorisiert auf die Wortlänge. Gibt man ein Kommando mit einem einsilbigen Wort, wie zum Beispiel “Platz“ ist es anfangs gut möglich, dass der Hund versehentlich ein anderes Kommando ausführt, das ebenfalls mit einem einsilbigen Wort belegt ist, wie zum Beispiel „Sitz“ oder „Steh“. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass er versehentlich ein Kommando mit einem zweisilbigen Signal ausführt, wie „Männchen“ oder „Pfote“, denn dies kann er auseinanderhalten.
Man macht es sich selbst und dem Hund also nur unnötig schwer, wenn man sich Phrasen wie „mach Sitz“ oder „ins Platz jetzt“ angewöhnt, obwohl man dem Hund anfangs nur „Sitz“ beigebracht hat. Ein schlauer Hund versteht es irgendwann, das Kommando aus unserem sonstigen Gebrabbel herauszufiltern. Aber eigentlich ist „mach Sitz“ für den Hund im ersten Moment ein ganz neues Wort, denn es hat zwei Silben statt einer, und er wird nicht verstehen, dass es sich um mehrere Wörter handelt, von denen eines für ihn Bedeutung hat und eines nicht. Kommandos in ganze Sätze zu verpacken, sorgt also nur für unnötige Verwirrung.
Wer jetzt denkt „aber mein Hund kann das“ hat entweder fleißig trainiert – oder vergessen, dass der Hund Punkt 1-3, also Körpersprache, Kontext und Intonation mitbewertet. Wenn du testen willst, ob dein Vierbeiner überhaupt begonnen hat, auf Worte an sich zu hören, kannst du einen einfachen Test machen:
Stell dich gerade hin vor deinen Hund, die Hände hinter dem Rücken, und spreche Kommandos aus, ohne dich zu bewegen. Wenn das klappt, hat dein Hund das Wort erst richtig gelernt. Wenn das nicht klappt – keine Sorge, das ist normal. Ein junger Hund benötigt erstmal Zeit, um überhaupt zu verstehen, dass Menschen verbal kommunizieren. Dann benötigt er noch einmal Zeit, um zu lernen, wie man Unterschiede zwischen Wörtern (zum Beispiel die Anzahl der Silben) heraushört. Und dann benötigt er noch einmal Zeit, um die spezifischen Worte, die wir ihm als Kommandos beibringen, auswendig zu lernen und unterscheiden zu können. Das ist ein Prozess von Jahren, nicht von Wochen.
Schreibt gerne mal in die Kommentare, ob es bei eurem Hund geklappt hat, Tricks ohne körperliche Signale abzurufen!
Vokale sind die Umlaute, also A, E, I, O, U. Diese nimmt der Hund, wenn wir reden, priorisiert wahr, die Konsonanten, also alle anderen Buchstaben, spielen eine untergeordnete Rolle, denn den Klang des Wortes bestimmen hauptsächlich die Vokale.
Bis er diese zu unterscheiden lernt dauert es aber eine ganze Weile. Gerade O und U, sowie E und I sind vom Klang auch noch relativ ähnlich. Damit sind wir wieder beim Beispiel „Sitz“ und „Platz“ – gleiche Silbenlänge, gleiche Endung, in der Regel gleiche Betonung und oft im selben Kontext benutzt. Um diese Wörter zuverlässig auseinander halten zu können, muss der Hund also die letzte Stufe, die Unterscheidung des Klangs der Wörter, erreicht haben. Tiere unter sich Kommunizieren nicht so spezifisch – Bellen ist Bellen und Knurren ist Knurren. Ob das spielerisch oder ernst gemeint ist, sehen Hunde untereinander aber hauptsächlich an der Körpersprache und manchmal an der Betonung, aber nicht am Klang des Bellens. Hierauf also überhaupt zu achten ist für den Hund nicht natürlich und er muss es erst lernen. Wenn man also nicht durch Handzeichen, Kontext oder unterschiedliche Intonation nachhilft, um dem Hund den Unterschied zwischen Sitz und Platz zu zeigen, muss er sich auf den Klang konzentrieren.
Es ist also wichtig, dass verschiedene Kommandos sich im Klang nicht zu sehr ähneln. Versuch doch mal, ob dein Hund sich auch auf „Fritz“ hinsetzt – die meisten bemerken den Unterschied nicht. Daher ist es auch ein eher ungeeigneter Hundename 😉
Wenn ihr also mal der Meinung seid, euer Hund widersetzt sich euch absichtlich, denkt erstmal darüber nach, ob ihr das, was ihr wollt, auch so kommuniziert habt, dass der Hund es verstehen kann. Viele vermeintliche „Widersetzlichkeiten“ sind eigentlich Kommunikationsprobleme.
Schreibt doch gerne in die Kommentare, wie ihr über das Thema Kommunikation mit dem Hund denkt!